Eine reisende Gauklertruppe in einem Dorf

PCA 024a, 1884
übersetzt von Julia Schmidt
© MH 2021

Zeichnung von Alfred Schmidt

Wenn Stadtbewohner sich einen Bauern vorstellen sollen, denken sie gerne – ich weiß nicht warum – an einen kleinen grauen, dachsartigen Kerl, der sich oft nachdenklich mit der Pfeifenspitze hinter dem Ohr kratzt, und der jede Silbe mühsam wie mit einem Flaschenzug aus dem Bauch hebt, während er zwischen jedem Wort langsam und bedächtig an einer langen schnarchenden Holzpfeife saugt, dessen zerkaute Spitze er nicht von den schwarzen Zahnstummeln entfernt, außer um sich ab und zu mit seiner kräftigen Hand über den trockenen Mund zu streichen.

Untrennbar mit seiner Person verbunden ist für sie eine gewisse bauernschlaue Vorsicht und eine gutmütige Sturheit. Und sein Leben stellt sich ihnen als eine einzige Abfolge ruhiger, ebenmäßig verlaufender Tage dar, die in grauer Eintönigkeit zu demselben fortlaufenden, selbstgesponnenen Werkgarnfaden gezogen werden, der – vom Vater geerbt und vom Sohn fortgeführt – mit anderen, ohne Kräuseln oder Knoten, zu einer ruhigen, sicheren und langsam dahingleitenden Existenz verwoben wird.

Auf die gleiche Art und Weise steht ein Dorf in ihren Gedanken für einen geschützten Ort des stillen Glücks – eingebettet zwischen nach Klee duftenden Wiesen oder raureifbedeckten Wäldern – unter der Sonntagssonne oder dem Weihnachtsschnee. Und immer so, als ob sie in ein Meer von ungestörtem Frieden und ewiger Harmonie eingetaucht wären.

Nichts ist allerdings abwegiger als das. Diese Zeiten sind schon lange, lange vorbei.

Man braucht gar nicht erst zu erwähnen, dass es wohl kaum mehr ein Fleckchen gibt, nicht mal im hintersten Jütland, an dem nicht irgendeine Persönlichkeit die Gemüter in Bewegung gesetzt hat – entweder in die eine oder in die andere Richtung. Aber auch auf viele andere Arten und über andere Wege hat sich der Charakter unserer Dörfer seit ihren idyllischen Tagen schrittweise verändert, sodass sich das Leben in den größten von ihnen heute dem annähert, wie es einst in unseren kleinen Provinzstädten geführt wurde.

Jetzt geht der Bauer in seinen „Club“, ebenso wie die guten Bürger, und die jungen Leute führen Laientheater auf. „Vorleser“ und Gaukler verschmähen nicht länger die Schillinge aus dem Geldbeutel der Bauern, sondern schlagen nun ihre Zelte und Buden auf einem Feld in der Nähe auf und verdrehen die Köpfe von Jung und Alt.

Unser Bild zeigt eine solche Gauklerbande, die durch den Ort zieht, um bei den Leuten für die Aufführung zu werben.

Dieser anonyme Text erschien in Ude og Hjemme Nr. 342 vom 20.04.1884, S. 366. Die Gelehrten sind sich darüber einig, dass er von Pontoppidan geschrieben wurde. Es ist sein Stil, und es ist in jedem Fall die auf Seite 362 wiedergegebene Zeichnung von Alfred Schmidt, auf die er in einem Brief an Borchsenius vom 16.2.1884 hinweist.